Hallo liebe Leser,
hier können Sie eine Auswahl von Ausschnitten aus meinem Buch einsehen.
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Die Grundlage allen Unterrichtens oder die Mutter aller Motivationsbemühungen in der Bildung
„Schüler sind nur dann zum Lernen motiviert, wenn die Lehrer-Schüler-Beziehung gut ist … Ohne das Bemühen, bessere zwischenmenschliche Beziehungen herzustellen, sind die hervorragendsten Lehrtechniken sinnlos.“
(Thomas Gordon, Lehrer – Schüler – Konferenz; wie man Konflikte in der Schule löst, 1986 – doch schon einpaar Jahre vor Hattie!)
„Die wichtigste Voraussetzung dafür, dass sich ein Kind überhaupt erziehen lässt, ist die Beziehung.“
(Jirina Prekop, Von der Liebe, die Halt gibt – Erziehungsweisheiten, 2000)
Feedback als Motivationshilfe
Hier geht es um das manchmal leidige Thema Evaluation – in unserem Fall ist sie richtig klasse!
Wie erleben meine Schülerinnen und Schüler mich und meinen Unterricht, wo sind Verbesserungen möglich? Der folgende Fragebogen könnte dabei hilfreich sein. Wir können ihn auch den Kolleginnen und Kollegen in unseren Klassen zur eigenen Auswertung überlassen. Vielleicht lässt er sich auch an der ganzen Schule einführen.
Ihre Schülerinnen und Schüler machen die Erfahrung, ernst genommen zu werden, verantwortlich mitgestalten zu können, und werden es Ihnen in Form von Vertrauen, Ansprechbarkeit und gutem Willen danken.
Deine Meinung ist gefragt
Überlege dir bitte, was deiner Meinung nach für meinen Unterricht zutreffend ist und kreuze den entsprechenden Buchstaben an!
1. Das Unterrichtstempo ist für mich a) zu schnell. b) zu langsam. c) OK.
2. Meine Fragen werden a) in der Regel zufriedenstellend und verständnisvoll beantwortet.
b) häufig ungern beantwortet. c) gar nicht beantwortet.
3. Frau/Herr X a) spricht zu viel. b) lässt uns zu viel Gruppenarbeit machen.
c) setzt zu viele Lernzirkel ein. d) das Verhältnis Schüleraktivität – Lehreraktivität ist gut.
4. Frau/Herr X sollte a) mehr Medien b) weniger Medien einsetzen.
5. Meine Mitarbeit im Unterricht a) ist gut. b) könnte insgesamt besser werden.
6. Unsere Mitarbeit im Unterricht a) ist gut. b) könnte insgesamt besser werden.
7. Der Umfang der Hausaufgaben ist a) zu groß. b) OK.
8. Vor Klassenarbeiten a) wiederholen wir den Stoff intensiv.
b) wird nichts wiederholt.
c) ist manchmal zu wenig Zeit, um noch einmal alles Wichtige zu wiederholen.
9. Die Aufgaben der Klassenarbeiten sind a) häufig zu schwer.
b) manchmal ziemlich leicht. c) angemessen.
11. Frau/Herr X erklärt uns a) genau, wie unsere Noten zustande kommen.
b) nicht immer so genau, wie unsere Noten zustande kommen.
12. Wenn wir Fehler machen, reagiert Frau/Herr X a) meistens gelassen.
b) häufig ärgerlich. c) so, dass sich manchmal Schüler bloßgestellt fühlen.
13. Frau/Herr X kann uns den Stoff a) gut erklären.
b) manchmal nicht so gut erklären.
c) Wir haben häufig Probleme mit der Art und Weise, wie der Stoff erklärt
wird.
14. a) Wenn wir Probleme haben, dürfen wir Frau/Herrn X
zu Hause anrufen oder eine E-Mail schicken.
b) Frau/Herr X ist für uns nur in der Schule erreichbar.
15. Klassengemeinschaft und Zusammenhalt sind a) gut b) mittel c) schlecht.
16. Unterrichtsstörungen kommen a) selten b) immer wieder einmal c) oft vor.
17. a) Mein(e) Problem(e) mit Frau/Herr X ist/sind zur Zeit:
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b) Ich habe keine Probleme mit Frau/Herrn X.
Disziplin
Manche mögen Grog ohne Wasser, Schule ohne Disziplin mag keiner!
„Statt auf Freundlichkeit freundlich zu reagieren und Geduld mit Toleranz zu belohnen, reagieren nicht wenige Kinder und Jugendliche geradezu dreist, interessiert lediglich am persönlichen Vorteil rasch bereit, Regeln und Grenzen in Frage zu stellen und ihr Gegenüber herauszufordern. Großzügigkeit wird als Einladung zu neuen Herausforderungen verstanden.“
(Walter Kowalczyk, Klaus Ottich, Erziehen: Handlungsrezepte für den Schulalltag in der Sekundarstufe, 2004)
Was die beiden Autoren ansprechen, ist leider Tatsache. Ein Faktum, mir selber aus meiner eigenen Schülerzeit vor Jahrzehnten wohl bekannt, wahrscheinlich aber – man erinnere sich an Max und Moritz‘ Lehrer Lämpel – viel , viel älter, also nicht unbedingt moderner Genese, wenngleich die letzten Jahrzehnte eine deutliche Verschärfung der Lage an der Klassenzimmerfront insbesondere dadurch erfahren hat, dass Eltern zunehmend die Fronten wechseln und sich vermehrt (If right or wrong – my child!) auf die Seite ihrer Sprösslinge schlagen.
Frühere Lehrergenerationen versuchten derlei Inobedienzen mit der Androhung und Exekution nackter Gewalt Herr zu werden, wobei sie in der Regel noch auf einen durchaus wörtlich zu nehmenden „Nachschlag“ von Elternseite zählen durften, hieß es in jenen Tagen doch: „Wenn dich der Lehrer bestraft, dann h a s t du was ausgefressen!“
Da Schüler häufig Freundlichkeit und Entgegenkommen als Schwäche auslegen, müssen wir uns stets einige Grundtatsachen vor Augen halten:
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Schülerinnen und Schüler betrachten es als ihr gutes Recht, bei jeder Lehrerin und jedem Lehrer auszutesten, wie weit sie gehen können.
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Sie werden hierbei in der Regel keinerlei Rücksicht nehmen auf deren Gesundheit oder Wohlbefinden; der Titel des Films „Unter Geiern“ kann in diesem Kontext durchaus zutreffend sein!
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In vielen Klassen schlummert das Chaos – es wartet nur auf eine günstige Gelegenheit, um ausbrechen zu können.
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SuS versuchen häufig, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen.
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Sie haben meist keine Probleme, die Unwahrheit zu sagen, wenn es ihnen nützt.
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Sie lieben es, Reiter zu spielen und der armen Lehrkraft kräftig die Sporen zu geben!
Wie schwierig die Materie „Disziplin“ ist, wird deutlich, wenn man vergleicht, welch unterschiedliche Wege verschiedene Autoren vorschlagen. Ohne hier irgendeine Wertung damit verknüpfen zu wollen, geht das von …
„Lernen Sie auch einmal sehr laut und dabei locker und gelöst zu agieren …
Dieses ‚Stopp‘ ist Aggression pur!“
(Markus Grimminger, Hey, Lehrer! Schulangst? – 2005) bis zu …
„Die folgenden Reaktionsweisen führen zur weiteren Eskalation einer Konfliktsituation: mit hoher Lautstärke sprechen…“
(Everett/Steindorf, Frieden lernen – Das Praxishandbuch für ein positives Schulklima, S.134)
Zur gegenwärtigen Lage: Vorsicht – hier wird’s ungemütlich!
Tendenzen von Destruktion und Abbau von Werten
„Ein Gespenst geht um in Europa …“, so begannen Karl Marx und Friedrich Engels ihr Kommunistisches Manifest vor über einhundertfünfzig Jahren und sie meinten damit die kommunistische Bewegung, die sich im Interesse der unter unsäglichen Bedrängnissen lebenden Arbeiterschaft gegen die in der Industriellen Revolution aufblühende kapitalistische Wirtschaftsweise wehren wollte.
Wurden die großen Destruktionen in der Vergangenkeit – sprich Kriege – allesamt von den Staaten und in der Regel aus machtpolitischen Gründen organisiert, so ist das Gespenst, das heute umgeht, ein anderes, ein Gespenst der inneren Destruktion:
Wie steht es beispielsweise um die Achtung vor dem Leben und der Würde des Menschen?
Auf unseren Autobahnen sterben pro Jahr um die 600 Menschen, bei über 30 000 Verletzten; die Zahl der durch Unfälle nur auf diesen Straßen dauerhaft körperlich und geistig behinderten Menschen ist schwer zu ermitteln, ist jedoch mit Sicherheit keine zu vernachlässigende Größe. Unfallursache Nummer eins ist dabei – übrigens auf allen Straßen – überhöhte Geschwindigkeit. Drängt sich da nicht die Frage auf, ob wir nicht angesichts jedes einzelnen Schicksals die Prioritäten richtig setzen, wenn Überlegungen zu einem Tempolimit auf unseren Autobahnen regelmäßig zu empörten Reaktionen führen, obwohl doch inzwischen bekannt sein dürfte, dass wir das einzige Land auf dem Globus sind, in dem Geschwindigkeiten über 150 km/h gefahren werden dürfen?
Wie ist es um Brüderlichkeit, Solidarität und Hilfsbereitschaft bestellt?
„Geld ist die wahre Weltreligion.“
Ehemals Formel 1 Chef Bernie Ecclestone (ZEIT ONLINE, Tagesspiegel, 03.08.2009)
Drei Artikel der SZ vom 20.12.2007 :
„Nach Dubai und Moskau: Millionärs-Messe kommt nach München. Geballte Ladung Luxus – Hubschrauber, Schmuck und Edel-Karossen warten im Herbst 2008 auf Käufer.“ (In Moskau waren mit Gold verzierte und Diamanten übersäte ca. eine Million teure Handys zu sehen.)
Und immer noch aktuell:
„Lieber hungern als frieren – Steigende Energiepreise bereiten vielen Hartz-IV-Empfängern in diesem Winter große Sorgen. Die Not lässt sich auch im reichen Bayern nicht länger verstecken.“
Und das Thema ist auch noch aktuell:
„Kinder in Not – … bekommen oft weniger Zuwendung als Hunde oder Katzen … Viele Kinder, die zu uns kamen, waren völlig ausgehungert … Vor allem emotionale Kälte und Desinteresse sorgen dafür, dass viele Kinder von Anfang an keine Zukunft haben …“
(Als Ergänzung SZ vom 24.12.2007:
„Viele Schüler müssen hungern – 200000 Kinder werden regelmäßig von Wohltätigkeitsorganisationen ernährt.“)
Ehrlichkeit
„Der Ehrliche ist der Dumme“, scheint zunehmend die Devise zu werden. Ja nichts zugeben; recht behalten, bis das Gegenteil bewiesen auf dem Tisch liegt. Betrachten wir im Sport zum Beispiel die Bereiche Leichtathletik oder Radsport …
Lernmotivation und Anstrengungsbereitschaft, Ausdauer und Geduld
Heutzutage prasseln die vielfältigsten Reize, Werbungen und „Freizeitangebote“ auf Kinder und Jugendliche herein, insbesondere wenn sie ohne elterliche Aufsicht oder Fürsorge stundenlang sich selbst überlassen sind. Die Industrie- und Handelskammer Berlin stellt fest, dass jede zehnte Lehrstelle nicht besetzt werden kann, weil es Defizite bei der Erziehung, Allgemeinbildung, den Grundrechenarten, bei Lesen und Schreiben sowie fehlende soziale Kompetenzen wie Pünktlichkeit oder Sauberkeit gibt.
(Peter Hahne, Schluss mit lustig – Das Ende der Spaßgesellschaft, 2005)
Wir können unsere kleine Welt verändern – zumindest ein wenig, vorerst.
Wenn es die Schulleitung, das Kollegium und die Eltern wollen, kann jede Schule – bei allen problematischen Einflüssen von außen – ein Mikrokosmos für sich sein. Wenn die anderen nicht oder nur halbherzig mitziehen, dann versuchen Sie trotzdem, in den Klassen, in denen Sie arbeiten, eine solche Welt im Kleinen aufzubauen. Sie werden auf offene Ohren stoßen – glauben Sie mir! Lohnenswert ist das allemal, denn jeder Schüler hat Familienangehörige, Freunde, ist also ein potentieller Multiplikator und kann durch sein Verhalten oder in Diskussionen andere beeinflussen.
Besonders gut gefällt mir, wie es Everett/Steindorf (S. 87) ausgedrückt haben:
„Jedes Kind hat das Potential, sein Umfeld positiv zu beeinflussen. Wenn wir Erwachsenen dieses Kind dabei unterstützen, dieses Potential zu entwickeln, dann haben wir dem Kind, uns und der Welt, in der wir leben, ein unschätzbares Geschenk gemacht – eine positiv eingestellte Person, die an sich und andere glaubt und für sich und andere Gutes tut.“
Lassen wir uns von Visionen inspirieren!
Wir haben es in der Hand – es geht um alles, nicht zuletzt um unsere eigene dauerhafte Motivation als Schutz vor Burnout!
„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“, so der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt. Der Realpolitiker denkt so und – wie die Geschichte zeigt – kann sich irren!
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Mehrzahl der Schüler, eine Bereitschaft erkennen lassen, sich selbst in Prozesse der Veränderung des Denkens und der Lebensweise einzubringen, die vielen „Realisten“ heute noch utopisch vorkommen. Dabei ist die Jugend darauf angewiesen, auf Pfadfinder zu stoßen, die sie bewegen können, an einer lebenswerten Zukunft für alle Menschen mitzuarbeiten und allerdings auch daran, dass die Menschheit überhaupt eine Zukunft hat.
Anhand geeigneter Unterrichtsbeispiele, sprechen wir im jungen Menschen neben der verstandesmäßigen auch seine stark ausgeprägte emotionale Seite an sowie seinen ausgesprochenen Sinn für Gerechtigkeit. Ideale Verstärkung dieses kognitiv-emotionalen Lernprozesses sind praktische Umsetzungen in jeder denkbaren Form.
Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, angefangen beim simplen Entrümpeln eines Bachlaufs zum Umweltschutz im engeren Umfeld, Spendenaktionen für national wie international tätige Hilfsorganisationen (mit dem Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für Soziale Fragen – DZI – zertifiziert), die Übernahme von Schulpatenschaften für Kinder in einem deutschen Waisenhaus etc., etc.
Wäre es nun nicht etwas Großartiges, auch ohne schriftliche Erfolgsgarantie und selbst wenn es auf den ersten Blick utopisch erscheint, sich in unseren Klassen auch verstärkt für das Ziel einer erneuerten Werte- und Weltordnung einzusetzen, das unserem Leben und Tun zutiefst Sinn geben und ungeahnte Kraftressourcen freisetzen kann? Garantiert sicher sind nur die Folgen von Resignation und Passivität …
„Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin und niemand ginge, um einmal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.“
(in Hans A. Pestalozzi, Nach uns die Zukunft – Von der positiven Subversion, 1979)
Mit anderen Worten:
„Wer etwas will, sucht Wege – wer etwas nicht will, findet Gründe!“
(Deutscher Lehrertag 2004, 200 Entscheidungen pro Stunde – Lehrerarbeit im Spannungsfeld von Idealismus und Belastung – Dokumentation, Verband Bildung und Erziehung, VBE, S. 116)